Es geht um mehr als fünf eingesparte Minuten

Gastkommentar in der bz vom 21. April 2017

Neidisch blickt unsere Region auf Zürichs neuen Tiefbahnhof oder die beispielhafte S-Bahn, welche die Agglomeration Zürich umfassend erschliesst. Bei uns ist demgegenüber etwa das Leimental mit einer Bevölkerung von über 60'000 Menschen lediglich durch eine Tramlinie direkt mit der Stadt verbunden. Viele fühlen sich von Bern vernachlässigt. Vertreterinnen und Vertreter beider Basel in Bundesbern sind deshalb regelmäßig mit der Frage konfrontiert, was sie eigentlich für die Region herausgeholt haben.

Für einmal dürfen wir für uns in Anspruch nehmen, in Bern etwas für die Verbesserung des Angebots des öffentlichen Verkehrs im Leimental erreicht zu haben. Unsere Zielsetzung muss sein, der Bevölkerung des Leimentals, die in der Stadt oder deren Umgebung arbeitet, mit umsteigefreien Direktverbindungen ein attraktives Angebot und einen kürzeren Arbeitsweg zu bieten und erst noch – worauf alle hoffen – die beiden Hauptstraßen zu entlasten. Entsprechende Bundesmittel sind freigegeben. Das Projekt Margarethenstich weist als wichtiger Baustein zudem – im Rahmen der Agglomerationsprogramme der ersten Generation – das beste Nutzen-Kostenverhältnis aller eingereichten Projekte auf. Kleingeist, ein eingeschränkter Blick auf die Gesamtverkehrslage und unredliche Argumente stellen diese Erfolgsgeschichte nun wieder in Frage.

Was sind die Hauptgründe, weshalb das Referendum eine Abfuhr verdient:

1. Umsteigefreie Direktverbindungen bewirken einen Nachfrageschub:
Die neue Linienführung des Trams 17 bietet umsteigefreie Direktverbindungen vom Leimental zu den großen und wachsenden Arbeitsplatzzentren der Stadt und den Verkehrsdrehscheiben Bahnhof SBB/SNCF und Badischen Bahnhof. Die große Nachfragewirkung von direkten, umsteigefreien Verbindungen konnte bereits zweifach nachgewiesen werden. Zum einen mit der Verlängerung der ehemaligen Birsigtalbahn über ihren Endpunkt bei der Heuwaage ins Zentrum der Stadt Basel und zum damaligen Industriezentrum Klybeck, zum andern mit der direkten Linienführung zum Bahnhof SBB im Rahmen des Projektes EuroVille.

2. Entlastung der Straßen im Leimental:
Der Margarethenstich bewirkt eine Verlagerung des Autoverkehrs auf den öffentlichen Verkehr von bis zu 1‘000 Personen pro Tag während der Hauptverkehrszeit. Die Strassen im Leimental werden entlastet. Dies gilt insbesondere auch für die Gemeinden des vorderen Leimentals, Bottmingen und Binningen, als Übergang zur Stadt Basel.

3. Hervorragendes Nutzen-/Kostenverhältnis:
Die neue Linienführung über den Margarethenstich führt zu keinen betrieblichen Mehrkosten, weil eine bereits bestehende Tramlinie während der Stosszeiten an neue Zielorte mit hohem Nachfragepotential geführt wird. Es wird keine einzige Person zusätzlich eingestellt, und es muss kein Fahrzeug neu beschafft und ein Depot erweitert werden. Erforderlich ist lediglich eine Einmalinvestition in der Grössenordnung von 21 Mio. Franken in die Infrastruktur, welche zu 2/3 durch Basel-Landschaft und zu 1/3 durch Basel-Stadt finanziert werden. Dies ergibt für Basel-Landschaft brutto einen Betrag von 14 Mio. Franken. Davon sind die Beteiligungen des Bundes (4.4 Mio.) und der BLT (2 Mio.) abzuziehen. Für den Kanton bleiben einmalige Investitionskosten von 7.5 Mio. Franken. Alle anderen vom Referendumskomitee kolportierten Zahlen sind falsch, und seine Argumente erweisen sich als unredlich. So ist die Sanierung der Haltestellt Dorenbach aufgrund der Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes zwingend erforderlich und wird erst noch vom Bund über den Bahninfrastrukturfonds finanziert. Und die in der Stadt sinnvollerweise gleichzeitig mit dem Bau der Tramlinie zu tätigende Investitionen in Infrastrukturen (etwa Leitungen von IWB und Swisscom) haben ihrerseits nichts mit dem Tramprojekt zu tun. In der Abstimmung geht es um den Bruttokredit für Basel-Landschaft, von dem die Beiträge des Bundes und der BLT in Abzug zu bringen sind.

Wer sich verkehrspolitisch zu Worte meldet, sollte sich von einer Gesamtsicht und überwiegenden Interessen leiten lassen und nicht von lokalpolitischen Überlegungen, welche sich im konkreten Fall erst noch als Rohrkrepierer erweisen. Es geht nicht um 5 Minuten, die dank der umsteigefreien Direktverbindung eingespart werden können. Es geht um den Umsteigeeffekt, die Erleichterung des Arbeitswegs und vor allem auch um die Entlastung der Straßen während der Stosszeiten, vom umweltfreundlichen Gewinn ganz zu schweigen. Ich setze mich deshalb überzeugt für ein JA zum Projekt Margarethenstich ein. Nicht zuletzt profitiert auch meine Wohngemeinde Binningen stark davon.

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