Kürzung in der Verkehrsprävention

Für die Baselbieter Kinder beginnt mit dem Ende der Sommerferien das neue Schuljahr, für eine Vielzahl von ihnen ist es sogar der allererste Tag im Kindergarten oder der 1. Primarklasse. Dieser besondere Moment ist aufregend und bringt viele neue Eindrücke mit sich. Neue Spielkameraden und Mitschülerinnen, neue Lehrpersonen und oft auch ein neuer Schulweg. Gerade der Schulweg birgt, vor allem für die kleineren Kinder, welche sich im Strassenverkehr noch nicht so sicher bewegen, viele Gefahren.

 In Baselland wird deshalb seit Jahren eine flächendeckende Verkehrsinstruktion an den Schulen durchgeführt. Wer hat sie noch nicht gesehen, die langen Reihen von Kindern welche mit einem uniformierten Polizisten das richtige Verhalten im Strassenverkehr üben. Aus meiner eigenen Erfahrung als Lehrperson weiss ich um die Wichtigkeit dieser Präventionsarbeit. Die Kinder und Jugendlichen vom Kindergarten bis in die Oberstufe lernen von einer externen Fachperson das sichere Verhalten als Fussgänger und Velofahrerin. Sie erfahren Wichtiges über den Umgang mit Verkehrsteilnehmenden und lernen die wichtigsten Regeln im Strassenverkehr. Dies geschieht mit einem direkten und emotionalen Kontakt zu einer Fachperson, was gerade in diesen Altersstufen elementar ist. Zusätzlich sorgt die Verkehrsinstruktion für Schulwegssicherungen, Verkehrsnacherziehung bei straffälligen Kindern und Jugendlichen, Elternabende, Ferienpassaktionen, Jugendfahrlager usw. Wieso diese Informationen zum jetzigen Zeitpunkt an Wichtigkeit gewinnen? Am 8. Juli sind die Sparmassnahmen der Baselbieter Regierung vorgestellt worden. Es ist vorgesehen, in der Verkehrsinstruktion drei von sieben Vollzeitstellen einzusparen. So würde ein Grossteil der Verkehrsinstruktion wegfallen. Das neue Schuljahr wäre somit das letzte, in welchem die Verkehrsinstruierenden ihre Arbeit wie bisher durchführen könnten. Ab 2016/ 2017 käme es zu Reduzierung der Leistungen: Im Kindergarten gäbe es nur noch einen Besuch alle zwei Jahre (die aus meiner Erfahrung als Lehrperson so wichtigen Wiederholungen würden wegfallen), es gäbe keine praxisorientierte Unterrichtung der PrimarschülerInnen zum Thema Velofahren mehr, keine Verkehrsunterricht in der Oberstufe und keinen Verkehrsprävention für JunglenkerInnen, es gäbe keinen Verkehrsunterricht in Sonderschulen und Behindertenheimen mehr, keine Seniorenveranstaltungen und keine Mitwirkung an Informations- und Elternabenden. Ist diese Entwicklung in der heutigen Gesellschaft zu unterstützen? Darf der Kanton die Verantwortung in solch elementaren Bereichen abgeben? Ich meine ganz klar nein. Stellt sich noch die Frage, wieso die Stellen im Präventionsbereich der Polizei gestrichen werden und die Streichung nicht linear in allen Bereichen erfolgt. Prävention und ihr Erfolg sind nicht messbar. Dieser Umstand wird letztlich mit zur Entscheidung geführt haben, im angesprochenen Bereich Einsparungen zu tätigen. Es ist allerdings zu erwähnen, dass die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kindern rückläufig ist. Waren es 1995 noch 72, so waren es 2014 „nur“ noch 37 beteiligte Kinder. Ob dies einen direkten Zusammenhang zur Präventionsarbeit hat, lässt sich zwar nicht beweisen, der Schluss dazu liegt aber nahe.

Sollte das Szenario eintreten, dass man tatsächlich in Zukunft auf die flächendeckende Präventionsarbeit der Verkehrsinstruktion verzichtet, so stellt sich die Frage, wie sich die Regierung die Arbeit in diesem Bereich längerfristig vorstellt. Möchte man die Verkehrsinstruktion letzten Endes sogar ganz streichen, analog der Kantonspolizei Aargau und diese Massnahme zum jetzigen Zeitpunkt ist lediglich der erste Schritt in diese Richtung? Ich hoffe sehr, dass sich die Regierung eines Besseren besinnt und das Parlament auf diese unsinnige und nicht zukunftsorientierte Massnahme reagiert. Auf diese Streichung auf Kosten der Kinder und Jugendlichen muss unbedingt verzichtet werden. 

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