Lehrer tragen nur 10 Prozent bei

Leserbrief in der Schweiz am Sonntag vom 21. August 2016

Wie Chefredaktor Patrick Müller, habe auch ich in meiner aktiven Zeit als Bildungspolitiker (Schulpflegepräsident und basellandschaftlicher Bildungsrat) immer wieder betont, es komme in der Schule vor allem auf den Lehrer an. Diese Gewissheit wurde durch einen Bericht in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ etwas angeknackt.

Zum Editorial von Chefredaktor Patrik Müller “„Auf den Lehrer kommt es an“”; Schweiz am Sonntag vom 14. August 2016

Laut diesem Bericht beschäftigte sich der englische Wissenschafter Prof. Plomin in über 30 Jahren mit der Frage, wer oder was verantwortlich sei für den Schulerfolg unserer Kinder. Zur Auswahl standen bei ihm folgende Faktoren: Die Lehrkräfte, das soziale Umfeld und die Erbanlagen. Laut seinen Studien sind die Erbanlagen zu 60 Prozent für den Erfolg verantwortlich. Das soziale Umfeld, dazu gehören Eltern, Freunde, Herkunft, Lebensweise und Krankheiten, soll 30 Prozent ausmachen. Verbleiben für die Lehrkräfte also 10 Prozent. Professor Plomin betont allerdings, diese 10 Prozent seien immens wichtig. Sie seien das, was Lehrer aus einem Kind herausholen können. Diese 10 Prozent entscheiden: Normaler Schulabschluss oder Gymnasium und Studium. 

Das wahre Bildungshindernis ist aus meiner Sicht jedoch die soziale Herkunft unserer Kinder und Jugendlichen. Wir brauchen eine chancengerechtere Schule. Die theoretische Erkenntnis, dass unser Bildungssystem noch zu viele Verlierer produziert, hat sich zwar durchgesetzt. Doch bei der praktischen Umsetzung von Verbesserungen hapert es noch. Hier braucht es neuen Schwung in unserer Bildungspolitik. Insbesondere bei der Verbesserung der Bildungs- und Berufschancen von Menschen mit Migrationshintergrund.


Bruno Krähenbühl,
alt Landrat, SP Münchenstein

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