Regierung, an die Arbeit!

Replik auf den Artikel in der Basler Zeitung vom 26. August 2016

„Baselbieter Frauen arbeiten wenig“ – so die Überschrift in der Basler Zeitung vom 26. August 2016 zum kantonalen Gleichstellungsbericht. Als Frau muss ich mich gegen diese Aussage wehren.

Wir Frauen arbeiten viel und vielfältig – und oft unbezahlt. Die Aussage bezieht sich auf den Anteil der Frauen an der Lohnarbeit. Und da stehen wir im Vergleich zu fast allen andern Kantonen schlecht da. Warum Frauen in Baselland weniger oft einer Erwerbsarbeit nachgehen, hat verschiedene Gründe.

  • Jahrelang hat sich der Kanton schwer damit getan, die familienergänzende Kinderbetreuung gesetzlich abzustützen. Für jene Eltern, die sich trotzdem für eine externe Tagesbetreuung ihrer Kinder entschieden, war es umso schwieriger, einen guten Platz finden.
  • Von Seiten der Wirtschaftskammer heisst es, dass die Frauen kein Problem mit der Kinderbetreuung hätten, meist entscheiden sich die Eltern für eine privat angestellte Nanny. Deshalb wollte die FDP auch nur eine Subjektfinanzierung im Gesetz, staatlich unterstützte Tagis bräuchte es nicht. Der Souverän lehnte das zum Glück ab. Jetzt aber müssen die Angebote ausgebaut werden.
  • Leider gibt es aber die Stigmatisierung von erwerbstätigen Frauen, die ihre Kinder ins Tagi bringen, immer noch. Deshalb verzichten viele Frauen darauf, ins Erwerbsleben einzusteigen, solange ihre Kinder klein sind. Den Einstieg in die Erwerbsarbeit beginnen sie mit einem Teilpensum.
  • Lohnunterschiede? Die interessante Studie zeigt, dass nur gerade im Gastgewerbe gleicher Lohn gilt und die Lohnschere, je höher die berufliche Stellung ist, umso weiter auseinander klafft. Die Studie zeigt auch, dass Schweizer für die gleiche Arbeit mehr verdienen als Ausländer. Von Lohngleichheit sind wir immer noch weit entfernt.

Der Gleichstellungsbericht basiert auf klaren Fakten und zeigt deutlich: Vieles muss noch verbessert werden! Vaterschaftsurlaub, Elternzeit, bessere Anerkennung der Familienarbeit, die Förderung von Wiedereinsteigerinnen mit entsprechenden Weiterbildungsmöglichkeiten. Von Arbeitgeberseite muss die Teilzeitarbeit für Männer und Frauen ermöglicht werden. Auch Kaderstellen müssen im Job-Sharing möglich sein. Grosser Nachholbedarf besteht bei der Integration von Ausländerkindern in der Schulbildung. Je besser diese ist, desto grösser die Chance, dass Berufe erlernt und abgeschlossen werden. Das Thema Tagessschule, welches auch für Ausländerkinder ein grosser Gewinn wäre,  muss der Kanton an die Hand nehmen. Also: Regierung, an die Arbeit!

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