Wer erzählt denn Lügenmärchen?

Carte Blanche in der Volksstimme vom 25. November 2016

Sicher mögen sie sich noch erinnern: Vor 30 Jahren erzählten uns die damaligen Spitzenmanager der Elektroindustrie, dass, wenn wir nicht mindestens drei Atomkraftwerke bauen würden, „bei uns die Lichter ausgehen würden", und "wir müssten leben wie zu Höhlenbewohners Zeiten". Und tatsächlich, Sie mögen sich sicherlich noch erinnern, fast täglich wurden wir von Stromausfällen heimgesucht, die Heizungen sind zum Stillstand gekommen und die Entwicklung unserer Wohlstandsgesellschaft erlitt einen Kollaps, eine Depression, wie sie im Wirtschaftswunder der Nachkriegsjahre noch nie vorgekommen ist.

Nun werden Sie sicher auch verstehen, was ich mit Lügen-Märchen gemeint haben könnte. Das pure Gegenteil ist eingetreten, wir ertrinken fast in einer Stromschwemme. Die Förderung erneuerbarer Energien hat in Europa einen Schub ausgelöst und der vermeintliche Zusammenbruch und das Chaos unserer Wirtschaft sind vollkommen ausgeblieben.

Sonderbar, denn diesen düsteren Prognosen unserer Wirtschaftselite fehlten offensichtlich die Grundlagen einer glaubwürdigen Wirtschaftsentwicklung. it enormen Finanzmitteln versuchen nun wieder einmal diejenigen, die eigentlich dafür ausgebildet wurden, Tendenzen und Marktverhältnisse zuverlässig in die richtigen Bahnen zu lenken, uns weiszumachen, dass wiederum das Chaos regiert, wenn wir denn unsere Atomkraftwerke kontrolliert abstellen wollen.

Das Entsorgungsproblem überlassen wir weiterhin ungelöst unseren Kindeskindern. Dabei verkennen wir die wirtschaftlichen Verhältnisse bei der Produktion vollkommen. Jeder Unternehmer weiss eigentlich sehr genau, dass, wenn er hundert Franken einsetzt und nach Jahren bloss 65 Franken zurückfliessen, diese Vorgänge mittelfristig zu einem Bankrott seines Unternehmens führen. Nicht so unsere Atomindustrie, da wird frischfröhlich weitergewurstelt. Frankreich will die Beteiligungen nicht kaufen, da ruinös, ja nicht einmal für einen symbolischen Franken lässt sich jemand finden, der diese Unternehmen vor dem Ruin bewahren möchte. Munter drauflos soll weiterhin das Risiko sozialisiert werden. Sprich: Wir alle sollen für diesen Murks mitbezahlen, Gewinne wurden jedoch jahrzehntelang grosszügig den Aktionären ausbezahlt.

Dasselbe Spielchen soll nun wiederum bei der Energieabgabe im Baselland gespielt werden. Eine ähnliche Vorgehensweise ist nicht von der Hand zu weisen. Erneut versuchen im Hintergrund verschiedene graue Männer mit dickem Bauch und kleinem Hirn ( Ähnlichkeiten mit Dinosauriern sind nicht zufällig und durchaus gewollt) uns weiszumachen, dass dieser gross angelegte Kompromiss im Energiegesetz zu enormen Kosten führen kann und deshalb abzulehnen sei.

Ich kann ihnen versichern, das Erdölzeitalter ist endlich. Und je schneller wir uns auf einen Wechsel zu erneuerbarer Energie einstellen, desto grösser wird die Chance, eines nicht so fernen Tages nicht mit einem Riesenkater aufzuwachen. Deshalb stimme ich am Sonntag zweimal Ja zur Energieabgabe und steige mit einem weiteren Ja gleichzeitig kontrolliert aus dem Atomzeitalter aus. 

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