Atomkraftwerke – lange tickende Zeitbomben

Artikel erschienen im Links No. 172

Vor ein paar Jahren gab es im allseits bekannten Gammel-AKW Fessenheim einen „kleinen“ Zwischenfall. Zwei Jahre später wurde publik, dass der Reaktor für einige Minuten völlig ausser Kontrolle stand und die Mitarbeitenden keinen Zugriff mehr auf dessen Steuerung hatten. Dabei handelte es sich um den schwersten Zwischenfall in Westeuropa.

Nicht, dass wir nicht schon genug Argumente gegen die Kernenergie hätten, aber dieses Ereignis führt uns vor Augen, wie risikobehaftet diese Technik ist. Egal wie klein die Gefahr geredet wird, es kann und wird immer etwas passieren, weshalb wir uns andauernd am Rande einer Katastrophe befinden – das darf einfach nicht sein! Die Region Basel darf nicht zum Tschernobyl des einundzwanzigsten Jahrhunderts werden.

Beleuchten wir beispielhaft kurz einen Teilaspekt der Gefährdung durch Kernkraftwerke – das Element Plutonium. Es kommt in der Natur nur in verschwindend geringen Mengen vor. Verschiedene Nuklide (sie unterscheiden sich in der Anzahl der Neutronen, was unter Anderem zu unterschiedlichen Halbwertszeiten und Zerfallsprodukten führt) des Elements entstehen in Nuklearreaktoren beim Zerfall von Uran in grösseren Mengen. Zerfällt dieses Element, entsteht Alphastrahlung – welche ausserhalb des Körpers nicht einmal besonders schädlich wirkt. Nimmt man Plutonium jedoch über die Atmung auf oder verschluckt es, ist es umso tödlicher. Die Inhalation von lediglich 40 Nanogramm (0,00000004 Gramm!) Plutonium 239 genügen, um die Jahresaktivitätszufuhr an radioaktivem Material zu erreichen. Nicht per Zufall wurde Alexander Litwinenko 2006 mit Plutonium 210 vergiftet – lediglich 0,1 Mikrogramm davon reichen aus, einen Erwachsenen mit Sicherheit zu töten. Es ist klar: eine Technologie, die in Unmengen ein solches Element erzeugt, ist nicht tragbar.

Sich im kleinräumigen Europa nur mit Fessenheim zu befassen, macht wenig Sinn. Auch in der Schweiz stehen solche verlotterte Dreckschleudern. Mit jedem weiteren Tag, an dem Kernkraftwerke betrieben werden, wird mehr radioaktiver Abfall produziert, für dessen endgültige Entsorgung niemand auf diesem Planeten eine Lösung hat. Es wird immer mehr Atommüll produziert, der noch Generationen nach uns bedrohen wird – eine extrem lange tickende Zeitbombe. Die Atomkraftwerke stellen wir nicht für unsere oder die nächste Generation ab, sondern für alle folgenden Generationen. Generationen, die sich an uns als die erinnern werden, welche den Planeten mit radioaktivem Abfall überhäuft und das weltweite Klimasystem verpfuscht haben.

Obwohl wir uns hier nur mit einem Teilaspekt der Kernspaltung befassen wird klar, dass diese “Technologie” untragbar ist, deren Nebenwirkungen wir den uns nachfolgenden Generationen nicht zumuten können und dürfen. Der Kampf gegen Atomkraftwerke geht weiter, er muss auf allen Ebenen ausgefochten werden, denn er betrifft uns alle.


Anna Toebak, JUSO BL
Philipp Schuler, JUSO BS

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