Instrumentalisierung der Religion

Leserbrief in der bz vom 29. März 2016

Im Zusammenhang mit den aktuellen Terrorangriffen ist immer wieder die Rede vom islamischen Fundamentalismus, der früher oder später zur Instrumentalisierung dieser Religion in gewaltsamen Konflikten führe. Was ist darunter zu verstehen? Als “fundamentalistisch” sind Bestrebungen zu bezeichnen, die eine Rückbesinnung auf die normativen Fundamente der eigenen Gesellschaft predigen, insbesondere auf Grundlagentexte der eigenen Religion (Thomas Scheffler). Der Ausdruck “religiöser Fundamentalismus” geht zurück auf eine Schriftenreihe amerikanischer Theologen mit dem Titel “The Fundamentals: A Testimony to the Truth”. Die Autoren waren überzeugt, die Bibel sei Buchstabe für Buchstabe das absolut irrtumsfreie Wort Gottes. Was den Koran betrifft, sind die Islamisten ebenfalls dieser Meinung. Inzwischen wissen wir aber, dass insbesondere sogenannte “heilige Schriften” wie etwa die Bibel oder der Koran ausgelegt, interpretiert werden müssen. Im Fachjargon wird dies Exegese genannt. Um vom Missbrauch der Religion zur friedensfördernden Ausübung der Religion zu gelangen, muss dafür gesorgt werden, dass an unseren westlichen Universitäten besondere Lehrstühle für angehende moderate Imame eingerichtet werden. Durch eine verbesserte akademische Ausbildung der Imame könnte auch der Ausbildungsstand der bei uns lebenden muslimischen Jugendlichen in religiösen Fragen verbessert werden, was dem friedlichen Zusammenleben von Christen und Muslimen förderlich wäre. 


Bruno Krähenbühl,
alt Landrat, SP Münchenstein

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