Kämpfen für die Bahn im Homburgertal

Gastkommentar in der bz vom 10. Januar 2017

Einmal mehr gerät das Läuferfingerli wegen seiner zu geringen Auslastung unter starken Druck. Die Baselbieter Regierung sieht beim 8. Generellen Leistungsauftrag im Bereich öffentlicher Verkehr vor, die S9 ab 2018 durch Busse zu ersetzen. Soweit darf es doch nicht kommen.

Der betroffenen Bevölkerung wird bei diesem Verlust sicher ein Stück Seele weggenommen. Auch aus bahnhistorischer Sicht ist das Vorhaben unserer Exekutive nicht zu verantworten.

Beschäftigt man sich mit der Geschichte der Bahnlinie Sissach-Olten, dem „kleinen Gotthard“, wie sie in früheren Zeiten auch noch genannt wurde, so liegt der Schluss nahe, das ganze Streckenstück eigentlich unter Schutz von nationaler Bedeutung zu stellen. Die unzähligen Geschichten, welche die „geschichtsträchtigste Bahnlinie des Oberbaselbietes“ (e. Nationalrat Hans-Rudolf Nebiker) geschrieben hat und noch schreibt, hat Heinz Spinnler 1998 in einem schönen Buchband unter dem Titel „Eisenbahngeschichten“ präsentiert.

Als ein Highlight der Bahnkunst darf der von Karl Etzel (1812-1865) entworfene Rümlinger Viadukt angesehen werden. Das neoklassizistische Werk, realisiert aus zugehauenen Steinen, steht im Homburgertal schon fast wie eine Kathedrale in der Landschaft und ist 128m lang, nur 8m kürzer als der zum Unesco-Weltkulturgut avancierte Landwasserviadukt bei Filisur GR. Apropos Karl Etzel: Er hatte seiner Zeit als Bahnbauer einen grossen Bekanntheitsgrad in Europa erlangt. Der erste Zentralbahnhof in Stuttgart sowie die Bahnstrecke Paris-Versailles und die Brennerbahn gehen auf den gebürtigen Stuttgarter zurück.

Wenn in diesen Tagen die alte Hauensteinlinie in Frage gestellt wird und man auch unter dem Eindruck der Bilder des neuen Gotthardfilmes steht, so kommt einem vielleicht die harte Arbeit der Bahnbauer im Baselbiet der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts in den Sinn. 12-Stunden in Tag- und Nachtschichten unter miesesten Bedingungen! Wir gedenken auch der Opfer im 2495m langen Hauensteintunnel zwischen Läufelfingen und Trimbach – 63 an der Zahl. Der schon erwähnte Band „Eisenbahngeschichten“ widmet auch viel Raum den Menschen an der Bahnlinie, an den Stationen und in der Lokomotive und  den Wagons. Sie haben fürs Funktionieren des Bahnbetriebs seit 1858 viel geleistet.

Das Läuferfingerli soll weiter leben. Der Landrat hat es in der Hand, sich solidarisch mit dem Homburgertal zu zeigen. Eine Bahn ist ein wichtiges Identifikationsmerkmal. Machen wir periphere Regionen unattraktiv, so wandern noch mehr Menschen in die Agglomeration ab. Unsere Regierung müsste eigentlich eine Vorwärtsstrategie zugunsten abgelegener Talschaften in die Wege leiten und im Fall des Homburgertals den umweltfreundlichen Bahnverkehr speziell fördern. Sparen um jeden Preis und am falschen Ort kann nie und nimmer die Lösung sein.

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