Die Kinder würden leiden

Auch nach einigen Tagen hat sich die Konfusion durch die von der Baselbieter Regierung am 8. Juli vorgestellten und angestrebten Sparmassnahmen bei vielen direkt oder indirekt betroffenen Personen kein bisschen gelegt.

Einschneidende Massnahmen treffen die Sekundarfstufe 1 und 2 mit der Erhöhung der SchülerInnenzahl auf 26 und der Beibehaltung der erhöhten Pflichtlektionenzahl für die Lehrpersonen. Eine Lektion mehr und dazu pro Klasse zwei SchülerInnen mehr, heisst mehr Vor- und Nachbereitungs- und Korrekturarbeit und dies alles ohne Lohnanpassung. Das schulische Umfeld hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Die Anforderungen an das Bildungssystem, an die Kinder und Jugendlichen und auch an die Lehrpersonen sind massiv gestiegen. Unter diesen Bedingungen einer Klasse mit 26 pubertierenden Jugendlichen gerecht zu werden, erfordert sehr viel Kompetenz und Kraft von einer Lehrperson. Eine Banalisierung dieser Tatsache widerspricht der Realität. Hier besteht ganz klar ein Abbau an der Bildungsqualität im Baselbiet. Es macht einen enormen Unterschied, ob eine Klasse mit mehr oder weniger 20 SchülerInnen, oder eben wie vorgesehen, mit 26 Schülerinnen und Schülern besetzt ist. Ganz abgesehen davon, dass auch die Infrastruktur der Schulhäuser nicht auf derart grosse Klassen ausgelegt ist. Die vorgesehenen Sparmassnahmen betreffen auch die Primarstufe. Dort sollen unter anderem die Präventionsprogramme der Verkehrserziehung und der Zahnputzinstruktion zusammengestrichen werden. In der Verkehrserziehung werden durch spezielle ausgebildete Polizisten und Polizistinnen stufengerechte Unterrichtseinheiten zur Sensibilisierung der Kinder im Strassenverkehr durchgeführt. Ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Beitrag an die Sicherheit der Kinder mit dem Nebeneffekt, die Polizei als unterstützende Helfer wahrzunehmen. Auch in der Sekundarstufe führt die Baselbieter Polizei Gewaltpräventionskurse durch. Hier zu sparen, ist wirklich falsch gespart.  In der Zahnputzinstruktion zeigt sich eine ähnliche Ausgangslage. Die Vermittlung von Massnahmen zur Mundgesundheit erfolgt zu einem grossen Teil im Rahmen der Schulzahnpflegeinstruktion. Versäumnisse im Kindesalter führen zu höheren Kosten im Jugend- und Erwachsenenalter. Schulzahnpflegeinstruktionen können dazu einen Beitrag leisten.

Weder der Abbau in der Verkehrsprävention und der Zahnputzinstruktion, noch die Erhöhung der SchülerInnenzahl und der Pflichlektionenzahl wird meiner Meinung nach längerfristig zu Kosteneinsparungen führen. Gerade durch Prävention wird versucht, spätere, nicht absehbare Folgekosten von Versäumnissen in sehr vielen Bereichen zu verhindern. Ich denke da auch an alle Präventions- und Förderungsangebote im Bereich Frühförderung von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund. Prävention entsteht nicht von heute auf morgen. Es braucht einen langen Atem, der sich lohnt. Aus vielen Biographien und aus Erfahrungen von Präventionsmassnahmen weiss man, dass durch eine gezielte Vorsorge Schlimmeres (mit Folgekosten) verhindert werden kann.  Und genau diese schlimmeren Auswirkungen möchte man nun in Kauf nehmen, um einen marginalen Beitrag zum aktuellen Sparpaket zu leisten. Eine Rechnung die meines Erachtens nicht aufgehen wird. Ebenso werden die Massnahmen auf Sekundarstufe kaum zu wahren Einsparungen führen. Vielmehr entsteht damit ein Abbau an der Bildungsqualität im Baselbiet.

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