Einbinden – nicht stilllegen!

Carte Blanche in der Volksstimme vom 10. November 2017

Seit bald 15 Jahren befindet sich unser Kanton im Sparmodus. Beim ÖV waren fast immer die Landregionen und ihre Bus- und Bahnverbindungen von den vorgeschlagenen Abbaumassnahmen betroffen. Die Begründung lautete jeweils: Der Kostendeckungsgrad, also das Verhältnis der Erträge zu den Vollkosten, sei ungenügend. Diese Sichtweise greift aber zu kurz, denn ländliche Gegenden sind bezüglich Kostendeckungsgrad immer im Nachteil.

Der Landrat hat das Problem erkannt und der Regierung den Auftrag erteilt, das ÖV-Dekret so zu überarbeiten, dass die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Landregionen besser zum Tragen kommen. So weit so gut. Gleichzeitig aber wollen Regierung und eine Mehrheit des Parlaments das Läufelfingerli/die S9 von der Schiene nehmen. Damit würde das Oberbaselbiet in seiner Entwicklung gehemmt. Der damit verbundene Imageschaden – für den ganzen Kanton – dürfte beträchtlich sein. Parallel dazu aber strebt die Regierung für die kommenden 15 Jahre ein „hohes“ Bevölkerungswachstum an. Die damit verbundene Mobilität wird ebenso zunehmen. Das alles ist widersprüchlich und macht keinen Sinn.

Der zu erwartende Verkehrszuwachs kann nicht alleine über die Strasse aufgefangen werden. Busse stehen schon jetzt in Olten und in Sissach genau dann im Stau, wenn die Pendler Richtung Basel, Bern oder Zürich gelangen wollen. Der propagierte Busersatz kann nicht die Lösung für die Zukunft sein. Wie sollen bis zu 6 Busse (die Hälfte davon Gelenkbusse!) rechtzeitig Schüler und Pendler in den Hauptverkehrszeiten am Morgen, über den Mittag und abends nach Sissach oder Olten bringen? Daraus wird ersichtlich, dass die Bahn nicht leer herumfährt, wie immer wieder behauptet wird. Die vom Komitee erhobene Zahl der Fahrgäste liegt mehr als ein Drittel über den in der Landratsvorlage angegeben 700 Fahrgästen. Die durchschnittliche Belegung liegt bei rund 25 Personen. Demzufolge muss auch das Zustandekommen des für den Stilllegungsentscheid massgebenden tiefen Kostendeckungsgrads angezweifelt werden.

Die Bahn hat gegenüber dem vorgeschlagenen Busersatz viele Vorteile. Sie ist nicht staugefährdet und viel schneller unterwegs. Sie ist umweltfreundlich und seit dem Umbau der Stationen für Menschen mit einer Gehbehinderung sowie für Familien mit Kinderwagen und für den Transsport von Velos die bessere Lösung. Auch aus historischer und touristischer und somit auch wirtschaftlicher Sicht ist die Bahn das attraktivere Verkehrsmittel.

Statt die Bahn stillzulegen, braucht sie Entwicklungsperspektiven. Mit der Durchbindung nach Basel oder Solothurn wäre sie deutlich besser ins trinationale S-Bahnsystem integriert als heute. Auch eine Verlängerung des U-Abos von Läufelfingen nach Olten muss gefordert werden. Ein Halbstundentakt in den Hauptverkehrszeiten würde die Linie ebenfalls vorwärtsbringen. Und nicht zuletzt in der Fahrplangestaltung liegt Potenzial. 2010 wurde die stündliche Verbindung um eine halbe Stunde gedreht, was zu schlechteren Anbindungen und zum Verlust von Fahrgästen führte. Das muss rückgängig gemacht werden.

Deshalb braucht es Ende November ein Nein zu den Ziffern 2.7c) und d) des 8. Generellen Leistungsauftrags (GLA). Der Rest des GLA ist unbestritten.

Ansprechpartner:innen zu diesem Thema

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed