Der Abstimmungskalender wird mit Bildungsfragen überladen

Carte Blanche in der Volksstimme

Nun, eigentlich wollte ich ja nicht über Bildungspolitik schreiben. Nicht schon wieder. Es gäbe ja auch noch viel anderes. Gesundheitspolitik, die Altersvorsorge - schliesslich bin ja jetzt ein ü-60er! Oder der seit Monaten wachsende Kreisel in Lausen OST, den ein Kanton baut, der kein Geld hat. Und von dem kein Schw.... weiss, wieso es den braucht. Aber wir dürfen am 5. Juni wieder einmal über verschiedene Bildungsfragen an der Urne entscheiden. Schön eigentlich. Demokratie at its best. Nur langsam wird’s meines Erachtens des Guten zuviel.

Fast im Monatstakt werden von verschiedenen Interessengruppen, die sich um das Wohlergehen unserer Schülerinnen (oder der Lehrpersonen?) sorgen, Initiativen zu Bildungsthemen lanciert. Nochmals: schön eigentlich. Nur ärgerlich, dass damit oft wegweisende Volksentscheide oder Parlamentsbeschlüsse der letzten Jahre in Frage gestellt werden, die sich unterdessen in der Umsetzungsphase befinden. Dies sorgt nun wirklich nicht für einen ruhigen Schulbetrieb, insbesondere an der Primarschule! So stimmen wir zum Beispiel darüber ab, ob weiterhin der politisch breit abgestützte Bildungsrat über Fragen der Lehrpläne entscheiden soll, oder der Landrat, der die entsprechenden Detailkenntnisse gar nicht hat. Auch nicht haben muss, da es kaum politisch-strategisch entscheidend ist, ob die 5.-Klässler den Dreisatz lernen sollen oder ob’s erst in der 7. Klasse richtig ist. 

An einer der letzten Landratssitzungen hat übrigens die bürgerliche Mehrheit beschlossen, dass man auf den Bildungsrat grad ganz verzichten soll. Vielleicht werden demnach bald 90 Volksvertreter beschliessen, mit welchem Lehrmittel der Singunterricht an der Unterstufe erteilt werden soll! Wohlverstanden: Ich habe in den vergangenen Jahren auch nicht alle Entscheide des Bildungsrates mit jauchzender Freude entgegen genommen, doch fachliche Fragen (Lehrpläne, Stundentafeln, Lehrmittel…) gehören in ein „Fachgremium“ und nicht in den Landrat. Gefragt ist nun dringend die Regierung – und dabei vorab die Erziehungsdirektorin – die dafür einstehen sollte, dass beschlossene und in der Umsetzung begriffene Reformen auf der Primarstufe konsolidiert, mit Augenmass und mit der notwendigen Geduld fortgeführt werden können. 

Der “Marschhalt” für die Sekundarschule in Ehren, doch auch hier sind baldige Entscheide verlangt, die die Vorarbeit der Vorstufe berücksichtigen und den Kindern dienen. Vor allem aber müsste sich die Bildungsdirektorin intensiv für einen breiten Konsens in wichtigen Themen bemühen, der verhindert, dass der Abstimmungskalender der kommenden Jahre mit Bildungsfragen überladen wird. Dazu gehört auch, dass der Volksschule die notwendigen Strukturen und Ressourcen für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen erhalten bleiben. Wir haben im Baselbiet eine gute Schule, die sich auch weiterentwickeln darf und soll und weder kaputt gespart, noch zum Spielball politischer Auseinandersetzungen missbraucht werden darf. Volk und Politik sind gut beraten, dieser Schule Sorge zu tragen. Vielleicht kann ich dann dereinst doch auch mal über was anderes schreiben – zum Beispiel anlässlich der Einweihung des Kreisels Lausen OST.

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