Die Stärkung des Rettungsdienstes ist nicht genug!

Landrot us erschter Hand

In der letzten Landratssitzung ging es einmal mehr hitzig zu und her. Grund dafür war ein Thema, dass den Landkanton schon seit Jahren beschäftigt: Der Rettungsdienst kann heute in weiten Teilen des Kantons keine schnelle Versorgung garantieren. So müssen Hilfesuchende im Bezirk Waldenburg in knapp 40 Prozent der Fälle länger als die angestrebten 15 Minuten auf das Rettungsfahrzeug warten. Bei lebensbedrohlichen Notfällen wie Herzinfarkten können diese Minuten über Leben und Tod entscheiden. Eine Veränderung ist dringend nötig, aus diesem Grund legte die Regierung ein umfassendes Massnahmenpaket vor.
Doch nicht alle Parteien waren bereit die nötigen finanziellen Ressourcen dafür zu sprechen. Die SVP und die Grünen verlangten Kürzungen. Ausgerechnet im Oberbaselbiet, wo die Wartezeit heute am längsten dauert, sollte laut einem SVP-Antrag kein zusätzlicher Rettungswagen stationiert werden. Einige Landratsmitglieder wählten dabei kuriose Begründungen. Es hiess die Oberbaselbieter seien halt zäher als andere – als ob Zähheit vor einem Herzinfarkt schützt und eine örtliche Zweiklassenmedizin legitimiert. Ein SVP-Landrat ging sogar so weit, zu behaupten, dass ein weiterer Rettungswagen im Oberbaselbiet Sozialismus bedeute.

Natürlich ist dies äußerst lächerlich. Der SVP-Antrag wurde entsprechend abgelehnt und das Massnahmenpaket wurde verabschiedet.
Doch das Sozialismus-Argument verweist unfreiwillig dennoch auf ein wahres Problem. Eine gute Gesundheitsversorgung lässt sich im Grundsatz nicht mit der kapitalistischen Profitlogik vereinbaren. Mit den beschlossenen Massnahmen ist es deshalb noch nicht getan.
Rettungsfahrzeuge allein erhalten keine Menschenleben. Dafür sind qualifizierte Gesundheitsfachkräfte erforderlich. Leider fehlen diese an vielen Orten und es ist zu erwarten, dass sich die Situation künftig weiter verschärft. Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen geben immer mehr Angestellte im Gesundheitswesen ihren Job auf. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Ressourcen weiter an. Im Vergleich zu anderen Branchen sind im Gesundheitswesen geringere technologische Effizienzsteigerungen möglich, da es auch um den menschlichen Kontakt und Empathie geht, die kaum kapitalistisch rationalisiert werden können. Darüber hinaus erhöht der demografische Wandel den Bedarf an qualifiziertem Personal erheblich. Als Gesellschaft müssen wir diese Fakten akzeptieren, wenn wir die Qualität im Gesundheitswesen aufrechterhalten wollen. Wir brauchen mehr von dem, was die SVP in der letzten Landratsdebatte als “Sozialismus” bezeichnet hat: mehr öffentliche Mittel für unsere Gesundheit, selbst wenn damit keine Gewinne erzielt werden. Andernfalls fährt auch der neue Rettungswagen irgendwann nicht mehr.

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