Fertig Bildungschaos!

Gastkommentar in der bz vom 10. Oktober 2016

Eine Initiative zum Lehrplan, eine Initiative zur Stundentafel, eine Initiative zu Fächerkombinationen, eine Initiative zu Fremdsprachen, eine Initiative zur Ausbildung von Sek1-Lehrpersonen, eine Initiative mit dem Vorhaben den Schulrat abzuschaffen, eine Initiative um den Bildungsrat zu entmachten, eine Initiative um die Bildung zu privatisieren, eine Initiative für den Rückzug aus HarmoS…

Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen und ist symptomatisch für die Bildungspolitik des Kantons Basellandschaft und für den Zustand der Baselbieter Bildungsdirektion. Seit Monaten, nein bereits Jahren wird die Schullandschaft Baselland regelrecht durchgerüttelt. Mehr und mehr wird die Volksschule und deren Inhalt zum Spielball politischer Gruppierungen und zum Instrument einzelner, um die eigenen Interessen kantonal durchzusetzen und um die Bildungslandschaft an die Wand zu fahren. Die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen wird dabei weitestgehend ausgeblendet. Dabei ist es doch letztlich ihr Wohl, dass bei solchen Aktionen auf dem Spiel steht.

Mit Hilfe der sogenannten «Starken Schule» wurde Monica Gschwind in den Regierungsrat gehievt und kann auch nach eineinhalbjähriger Amtszeit noch keine Ruhe in die Baselbieter Bildungslandschaft bringen.

Aktuell sind im Kanton Baselland neun Bildungsinitiativen hängig, wir wiederholen: neun Initiativen! Einen Überblick darüber zu bekommen ist beinahe unmöglich. Der grösste Störfaktor in der Bildungspolitik ist die ebenerwähnte Gruppierung namens «Starke Schule». Obwohl sie mit Regierungsrätin Gschwind nun über eine direkte Ansprechperson im Regierungsrat verfügt und obwohl sie mindestens einen Vertreter im Landrat hat, lanciert die Gruppierung eine Initiative nach der anderen. Wie bitte soll man mit diesen Aussichten zukunftsorientiert und mit Planungssicherheit unterrichten können? Wie soll der Kanton somit für Lehrpersonen attraktiv sein? Wie sollen die Schulleitungen Leitbilder verabschieden können, wenn sich jederzeit unerwartet grosse Änderungen in der Bildungslandschaft manifestieren können?

Wir leben in einer Demokratie, ja. Es gibt die Möglichkeit eigene Anliegen mittels einer Initiative durchzusetzen. Aber die starke Schule nützt dieses Instrument schamlos aus und führt es ad absurdum. Das Argument sie vertrete die Anliegen der Lehrerschaft, ist anmassend und stimmt schlichtweg nicht, hier werden Interessen von kleinen Gruppen vertreten, welche mit dem Volksentscheid zur Einführung von HarmoS noch immer nicht leben können und am liebsten im Landrat über Lehrmittel diskutieren.

Die «Starke Schule» ist dafür verantwortlich, dass die Schulen Basellands ins Lächerliche gezogen werden, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger bald schon mehr als gesättigt sind von den andauernden Streitereien und dass so auch wichtige und entscheidende Anliegen keine Chance vor dem Stimmvolk mehr haben werden.  Deshalb braucht es jetzt auch klare Signale der Bildungsdirektorin. So geht es nicht weiter.

Vorbildich hat der liberale Basler Erziehungsdirektor Christoph Eymann in der vergangenen Woche reagiert. Nachdem die «Starke Schule» Expansionsgelüste in den Stadtkanton hegte und die in der Stadt tätigen Lehrpersonen per Mail angeschrieben hat und eine erneute «Umfrage» lancierte, reagierte Eymann prompt und verurteilte die Aktion der «Starken Schule» aufs Schärfste. Gleichzeitig werden wir Lehrpersonen im Baselbiet immer wieder von der «Starken Schule» per Mail kontaktiert und trotz der Bitte uns aus dem Mailverteiler zu streichen, weiterhin mit «neutralen» Umfragen bombardiert.

Wir wünschen uns von Monica Gschwind eine heftigere und schärfere Reaktion auf die Attacken der «Starken Schule» an unserem Bildungssystem. Es kann nicht sein, dass die Regierungsrätin dabei zuschaut, wie die «Starke Schule» unsere Bildungslandschaft torpediert und die Lehrerinnen, Lehrer, Schulleitungen und Schulräte verunsichert! Es kann nicht sein, dass sich Gschwind von einer kleinen Gruppierung in eine Richtung treiben lässt und dabei die Lehrpersonen und das Wohl der Kinder und Jugendlichen aus dem Fokus verliert.

Wir benötigen jetzt eine Direktion, die den Stillstand und Rückschritt beendet und ein Zeichen gegen die Boykottierung der Baselbieter Schulen setzt. Bildung ist und bleibt unsere wichtigste Ressource, denn unsere Kinder und Jugendlichen sind es wert!

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