Ist Geld mehr wert als Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz? Diese Frage stelle ich mir, wenn ich mich mit der CVP-Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe auseinandersetze. Die Abschaffung der Heiratsstrafe klingt verlockend, die Initiative schiesst jedoch weit über ihr Ziel hinaus. Sie möchte ein traditionelles Weltbild aus dem vorletzten Jahrhundert zementieren. So soll in der Bundesverfassung die Ehe gemäss Initiativtext als Lebensgemeinschaft von Mann und Frau definiert werden. Dabei werden alle angelaufenen politischen Prozesse zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare torpediert. Von der Heiratsstrafe sind heute noch rund 80’000 Doppelverdiener-Paare betroffen, da der Bund und die Kantone ihre Besteuerungssysteme bereits vor einiger Zeit angepasst haben. Wollen wir diese 80’000 also tatsächlich steuerlich bevorzugen und gleichzeitig mehrere hunderttausend anderssexuelle Menschen diskriminieren? Wollen wir die Bundesverfassung wirklich für diese Diskriminierung missbrauchen? Meiner Meinung nach katapultiert uns diese Initiative in ein Zeitalter, als es noch keine Autos gab und die Drämmli noch von Rössern gezogen wurden. Es soll sich doch jeder und jede überlegen: Ist Geld mehr wert als Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz?
Jan Kirchmayr,
SP Aesch-Pfeffingen, GL-Mitglied SP BL