Milliarden für Pannenstreifen

Einspruch in der BaZ vom 22. Februar 2016

Weil nach der neus­ten Um­fra­ge die Geg­ner der zwei­ten Gott­har­d­röh­re mas­siv auf­ge­holt ha­ben, sind die rechts­kon­ser­va­ti­ven Ba­sel­bie­ter Par­tei­prä­si­di­en von CVP, FDP und SVP et­was ner­vös. Sie ti­schen des­halb in ei­nem Gast­bei­trag das ­alt­be­kann­te Mär­chen des «rei­nen Sa­nie­rungs­tun­nels» auf, um das Drei-­Mil­li­ar­den-Tun­nel­bau­pro­jekt doch noch durch­zu­set­zen.

Un­be­strit­ten, dass der Gott­hard­tun­nel in ei­ni­gen Jah­ren sa­niert ­wer­den muss. Da­für ist kein zu­sätz­li­cher Drei-Mil­li­ar­den-Tun­nel nö­tig. Denn dank dem neu­en Ei­sen­bahn­tun­nel Ne­at kann der Ver­kehr wäh­rend der Sa­nie­rung auf die Schie­ne ver­la­den wer­den. Da­mit wird der al­pen­que­ren­de Gü­ter­ver­kehr end­lich von der Stras­se auf die Schie­ne ver­la­den, wie es die vom Volk ­an­ge­nom­me­ne Al­pen­-In­itia­ti­ve vor­sieht. Nur we­ni­ge Wo­chen vor der Er­öff­nung des Jahr­hun­dert­baus Ne­at einen neu­en Stras­sen­tun­nel zu be­schlies­sen, ist wahr­lich un­sin­nig und un­öko­lo­gisch.

Das Tes­sin ist mit die­ser Ver­la­dung bes­tens er­reich­bar. Denn die Ne­at ­ver­kürzt die Rei­se­zeit um ei­ne hal­be Stun­de! Das freut die Tes­si­ner, ­schliess­lich ha­ben sie bis­her im­mer ge­gen den Bau ei­ner zwei­te Röh­re ge­stimmt. Vie­le Stadt­prä­si­den­ten im Tes­sin stel­len sich eben­falls da­ge­gen.

Auch fi­nan­zi­ell gibt es ein Pro­blem mit der zwei­ten Röh­re: Die Rechts­kon­ser­va­ti­ven be­haup­ten, auch wenn drei Mil­li­ar­den am Gott­hard ver­locht wür­den, feh­le die­ses Geld nir­gend­wo. Ist das et­wa ei­ne An­kün­di­gung für ei­ne na­tio­na­le Steu­er­er­hö­hung? Na­tür­lich fehlt das Geld; je­der Fran­ken kann schliess­lich nur ein­mal aus­ge­ge­ben wer­den. Ganz bit­ter ist das ge­ra­de des­halb, weil es in den Ag­glo­me­ra­tio­nen tat­säch­lich ech­te Ver­kehrs­pro­ble­me gibt, die ge­löst wer­den müs­sen. Und das kos­tet.

Der Ver­kehr wür­de zu­neh­men

Die Rech­ten be­haup­ten, bei­de ­Röh­ren wür­den je­weils nur ­ein­spu­rig be­fah­ren wer­den, wenn die Sa­nie­rung ab­ge­schlos­sen ist. Das glaubt kein Mensch. Selbst Bun­des­rä­tin Leuthard sag­te 2010 in ei­ner Kom­mis­si­on: «Wir bau­en ja kaum zwei Tun­nel und las­sen je ei­ne Spur leer. Das ist mei­nes Er­ach­tens schein­hei­lig.» Die Er­fah­rung zeigt: Ge­bau­te Ver­kehrs­in­fra­struk­tur wird auch ge­nutzt. Der Druck aus dem In- und Aus­land wird stei­gen. Oder ge­ben wir et­wa drei Mil­li­ar­den für einen ­Pan­nen­strei­fen aus? So­bald die bei­den Gott­har­d­röh­ren je zwei­spu­rig be­fah­ren wer­den kön­nen, wird auch der Ver­kehr zu­neh­men. Bis zu dop­pelt so vie­le ­Last­wa­gen wer­den statt dem Bren­ner den di­rek­teren Gott­hard neh­men. ­Ver­ste­hen CVP, FDP und SVP das un­ter Al­pen­schutz? Aus­ser­dem wird es auch Mehr­ver­kehr für die Re­gi­on Ba­sel ge­ben. Mit vier Spu­ren wird die Rou­te Ba­sel–Chi­as­so zur schnells­ten Nord-Süd-Ver­bin­dung durch die Al­pen.

Die Ba­sel­bie­ter Sek­tio­nen der CVP, FDP und SVP ver­hal­ten sich hier im­mer­hin kon­sis­tent. Denn be­reits im letz­ten No­vem­ber woll­ten sie mit dem El­ba-Aus­bau für 1,8 Mil­li­ar­den Lu­xustras­sen und -tun­nels bau­en, statt für we­ni­ger Geld klu­ge, aus­ge­wo­ge­ne Lö­sun­gen zu su­chen. Zum Glück hat das Volk da­zu mit 61 Pro­zent Nein ge­sagt und da­mit dem rot-grü­nen ­Re­fe­ren­dum zu­ge­stimmt. Wir hof­fen, dass auch der nächs­te un­öko­lo­gi­sche Geld­ver­schwen­dungs­ver­such der ­Rech­ten vom Volk ge­stoppt wird. Am 28. Fe­bru­ar Nein zur zwei­ten Gott­har­d­röh­re!

 

Adil Kol­ler wohnt in Mün­chen­stein und ist Co-Prä­si­dent der SP Ba­sel­land;
Flo­rence Bren­zi­ko­fer wohnt in Ol­tin­gen und ist ­Prä­si­den­tin der Grü­nen Ba­sel­land

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