Am 5. Juni stimmen wir im Baselbiet über zwei Vorlagen ab, die unmittelbaren Einfluss auf den Schulalltag unserer Kinder haben werden. Einerseits geht es um den Lehrplan 21 und andererseits um die Einführung der Sammelfächer. Bislang liegen die Entscheide über Bildungsinhalte beim breit abgestützten und vom Landrat gewählten Fachgremium Bildungsrat. Erst 2011 hat das Volk dessen Kompetenzen an der Urne deutlich bestätigt. Nun sollen auf Initiative von Jürg Wiedemann und seiner “Starken Schule” nur gerade fünf Jahre später diese Kompetenzen wieder beschnitten werden. In Zukunft würde nach dem Willen der Initianten die Entscheidungsgewalt über den Lehrplan 21 beim Landrat liegen und Sammelfächer durch die Eintragung von einigen Einzelfächern im Bildungsgesetz verhindert werden.
Dunkle Wolken ziehen über unserer Bildungslandschaft auf und drohen sie zum Spielball politischer Einzelinteressen verkommen zu lassen. Diskussionen über Bildungsinhalte im Landrat, würden durch politische Ausrichtung geprägt. Unabhängige und fachkompetente Entscheide zum Wohle unserer Kinder wären nicht mehr möglich. Im Gegenteil. Wir müssen uns bewusst sein, dass die Bildungsharmonisierung ein Gewinn für Familien und Lehrbetriebe ist. Eine Annahme der Initiativen würde der Planungssicherheit und Flexibilität der Schulen schaden. Auf der Primarstufe wird bereits seit einem Jahr mit dem neuen Lehrplan unterrichtet. Ich selbst habe als Lehrperson und Teil einer Fachgruppe durchweg positive Erfahrungen gemacht. Der Lehrplan wird mit viel Umsicht und grossem Engagement umgesetzt. Dass dieses Engagement der Primarstufen-Lehrpersonen von den Initianten mit Füssen getreten wird, hinterlässt mehr als einen faden Beigeschmack.
Auch die geplante Verankerung der Einzelfächer im Gesetz ist schlicht Unsinn. Dem in der heutigen Zeit so wichtigen vernetzten Denken würde eine Grundlage entzogen. Hohe Kosten und ein Scherbenhaufen würden entstehen, wenn unser Kanton den eingeschlagenen Weg verlassen würde. Müsste Baselland doch in Zukunft nicht nur eigene Lehrmittel entwickeln, es müsste auch ein isolierter Studiengang an der Pädagogischen Hochschule für Baselland geführt werden. Harmos verlangt keine Fächergruppen, will sie aber auch nicht verhindern. Sie sollen dort entstehen, wo sie aus pädagogischer und schulorganisatorischer Sicht Sinn machen. Bereits heute wird zudem an Baselbieter Schulen – erfolgreich- die Fächergruppe „Biochemie“ unterrichtet. Dies wäre bei einer Annahme nicht mehr möglich.
Die beiden Initiativen sind gefährlich für unsere Schulen. Das bei einer Annahme entstehende Bildungschaos würde die Aufbauarbeit, die seit Jahren an den Primarstufen geleistet wurde, zu Nichte machen und die Bildungsharmonisierung zwischen den beiden Basel erneut erschweren. Dieser Schritt zu einer rückwärtsgewandten Bildung führt unweigerlich in die Sackgasse. Baselland verkäme zu einer Bildungsinsel. Bildung darf nicht zum Spielball politischer Auseinandersetzungen und Einzelinteressen werden. Opfer einer Annahme der beiden Initiativen wären eine zukunftsgerichtete Pädagogik und unsere Kinder.