Carte Blanche, Volksstimme 9. Juni 2023
Alle Jahre wieder … grüsst das Murmeltier … äh, nein, kommt der Entwurf des neuen Fahrplans der SBB in eine Anhörung. Gemeinden und Kantone sowie Privatpersonen und Interessengruppen können aktuell zum Entwurf Stellung nehmen und Verbesserungen fordern, wobei die Aussicht auf Berücksichtigung dieser Forderungen jeweils relativ bescheiden ist.
Der Entwurf des Fahrplans des Läufelfingerlis enthält gravierende Verschlechterungen in Sissach. Die Abfahrt der S9 in Sissach würde sich von xx.05 auf xx.02 vorverschieben. Auf den ersten Blick scheint das keine grosse Sache zu sein. Wenn man aber genau hinschaut und sich die Konsequenzen dieser Verschiebung vor Augen führt, entdeckt man zwei einschneidende Verschlechterungen. Zum einen könnte die S9 von Pendlerinnen und Pendlern, welche mit dem Schnellzug aus Basel kommen, nicht mehr erreicht werden. Dadurch würde der ÖV unattraktiv, einige würden aufs Auto umsteigen, die Auslastung der S9 würde deutlich sinken. Das wiederum würde die mit Sicherheit wiederkommende Debatte zur Rentabilität des Läufelfingerlis befeuern. Es muss schon die Frage gestellt werden, ob die Linie S9 gar nicht kostentragend erhalten werden soll.
Zum anderen würde für die Schülerinnen und Schüler aus dem Homburgertal ein grosses Problem entstehen. Sie würden den Zug um 17 Uhr 02 nicht erreichen und müssten deshalb fast eine Stunde am Bahnhof in Sissach auf den nächsten Zug warten. Vor allem für die Schülerinnen und Schüler aus Läufelfingen selber würde das sehr schwierig, weil sie als Alternative nicht auf eine Buslinie ausweichen können. Auch viele aus den anderen Ortschaften im Homburgertal gehen lieber auf die S9, weil die Busse in den Stosszeiten übervoll sind. Was sollen diese Schülerinnen und Schüler in dieser knappen Stunde am Bahnhof in Sissach tun?
Bereits bei der letzten Vorverschiebung der Abfahrtszeiten der S9 musste die Sekundarschule Sissach die Stundenpläne anpassen, so dass die Mittagspause kürzer wurde und viele Schülerinnen und Schüler aus den 17 Gemeinden des Sekundarschulkreises, welche auf den ÖV für den Schulweg angewiesen sind, sehr knapp oder leicht zu spät zur ersten Lektion am Nachmittag in die Schule kommen. Eine weitere Anpassung der Stundenpläne ist schlicht nicht möglich. Dadurch würde Zuspätkommen die Regel und viele Schülerinnen und Schüler wären auf dem Schulweg dauernd im Stress.
Selbstverständlich muss das grosse Ganze bei den SBB Priorität haben. Trotzdem müssen möglichst viele der geforderten Verbesserungen berücksichtigt werden. Schliesslich sind die SBB ein wichtiger Teil des Service Public und werden neben den Einnahmen durch den Verkauf von Billetten und Abonnementen auch mit Steuergeld finanziert. Folglich müssen auch die Fahrpläne zugunsten der Bevölkerung gestaltet werden. Sonst grüsst dann tatsächlich alle Jahre wieder das Murmeltier mit Verschlechterungen des Fahrplans für die Randregionen. Die beschriebenen Verschlechterungen im Fahrplan des Läufelfingerlis ab 10. Dezember 23 können auf keinen Fall akzeptiert werden.