Wir müssen einen Schritt nach vorne wagen

Gastbeitrag in der TagesWoche, 13. Mai 2016

Seit Jahren blockiert der Landrat Jürg Wiedemann (Grün-Unabhängige) eine fortschrittliche Bildung im Baselbiet. Nun will er mit seinem Komitee verhindern, dass mit dem Lehrplan 21 Fächergruppen eingeführt werden. Seine Initiative gegen «Sammelfächer» möchte einige willkürliche Einzelfächer im Gesetz festschreiben. Mit Annahme der Vorlage würde dem breit abgestützten Bildungsrat die Kompetenzen über die Stundentafel entzogen. Dabei hat das Volk erst 2011 die Kompetenzen des Bildungsrates in allen Belangen deutlich bestätigt.

Die Argumente des Wiedemann-Komitees sind irreführend. Mit der Einführung von Fächergruppen an der Sekundarstufe findet nämlich keinesfalls ein Bildungsabbau statt. In der heutigen globalisierten und komplexen Welt ist es je länger je wichtiger, dass Kinder schon früh Zusammenhänge erkennen können und Strategien für vernetztes Denken entwickeln.

Gerade diese Lern- und Arbeitstechniken werden im interdisziplinären Unterricht gefördert. Das funktioniert: Im Baselbiet werden die Fächer Biologie und Chemie seit mehreren Jahren erfolgreich im Sammelfach «Bio-Chemie» unterrichtet. Hat sich jemals eine Lehrperson gegen das Fach Bio-Chemie gewehrt? Fächergruppen haben sogar eindeutig positive Auswirkungen, das zeigen diverse Studien, zum Beispiel in Bezug auf die Gleichstellung. Gerade Mädchen zeigen sich durch den Unterricht in Fächergruppen viel interessierter für die Naturwissenschaften.

Wir müssen einen Schritt nach vorne wagen und offen sein für neue Bildungsformen. Mit der Festschreibung einzelner Fächer im Gesetz werden die Schulen blockiert und verlieren an Flexibilität und Planungssicherheit. Vieles ist nämlich bereits aufgegleist. Jetzt könnten Fächergruppen, müssen aber nicht, eingeführt werden. Sie werden dort entstehen, wo sie aus schulorganisatorischer Sicht Sinn machen. Bleibt Baselland beim Unterricht in Einzelfächern, müsste der Kanton in Zukunft nicht nur eigene Lehrmittel erstellen, die Pädagogische Hochschule müsste ausserdem extra für Baselland Ausbildungsvarianten anbieten.

Dieser Schritt würde bedauerlicherweise auch dazu führen, dass Baselland zu einer abgeschotteten Bildungsinsel verkommen würde – und die entsprechenden Kosten tragen müsste. Der Bildungsrat hat bereits über die Fächergruppen entschieden. Belassen wir die Bildungsinhalte in diesem Fachgremium und machen wir sie nicht zum Spielball von politischen Einzelinteressen. Nein zum Bildungschaos am 5. Juni. 

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