Wir sind als Konsumenten nicht machtlos

Gastkommentar in der bz vom 8.1.2016

Die bz als tapferer Ritter des wehrlosen Konsumentenheers im Kampf gegen die Verpackungswut der Industrie?

So einfach ist es nicht. Mit Verlaub: die Schuld auf andere zu schieben, ist einfach und bequem. Und zudem gesellschaftlich verbreitet, ja schon fast anerkannt. Beispiele gefällig? Die westlichen Industrienationen verweisen gerne auf China: der Pro-Kopf-Ausstoss der von CO2 der Riesennation sei ein Vielfaches höher, der Westen daher machtlos im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Auch schon gehört von Autorennfahrern: was die Feuerwerke vom 1. August an Schadstoffen in die Luft lassen, sei ja ein Vielfaches mehr, als diejenigen von ein paar Autofreaks. In die gleiche Kerbe haut Bojan Stula: der Konsument habe gar keine Wahl bei der Vermeidung von Abfällen, weil die Industrie die Produkte unverhältnismässig aufwändig verpackt. Indem man den andere die Schuld gibt, stellt man sich selber als machtlos und Opfer dar. Man gibt sich quasi die Absolution für das eigene Verhalten Das ist etwas einfach, oder?

Zuerst zum Grundsätzlichen: ob eine Plastiksammlung ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, darüber streiten sich noch immer die Geister. Gerade heute, wo der Ölpreis äusserst tief ist, lohnt sich die Neuproduktion z.B. von PET-Getränkeflaschen (ökonomisch), demgegenüber ist deren Recycling teuer und damit unattraktiv. Allschwil will nun einen eigenen Versuch einer Kunststoffsammlung starten, auf die Auswertung dürfen wir gespannt sein. Andere Gemeinden (v.a. im Kanton Aargau) haben schon etwas länger Erfahrung damit. In Laufen wird seit 2015 von einem privaten Entsorger ein Plastiksammelsack angeboten, der ebenfalls kostenpflichtig ist, jedoch zentral bei diesem Entsorger wieder abgegeben werden muss.

Aber nun zur Verantwortung der Konsumentinnen und Konsumenten. Natürlich, man kann sich aufregen, die Industrie geisseln, von der Politik Massnahmen fordern. Das ist alles richtig und soll auch tatsächlich getan werden. Trotzdem: Konsument/innen sind ganz und gar nicht machtlos gegen diese „Verpackungswut“. Etwas dagegen konkret zu tun bedingt aber ein Umdenken jedes und jeder Einzelnen. Man muss alte Gewohnheiten aufgeben. Nicht immer gewohnheitsmässig in das gleiche Regal greifen, zu den gleichen Biscuits in Plastikschale, Kartonschachtel und Schweissfolie. Auch mal eine leere Essig- oder Ölflasche wieder auffüllen lassen. Früchte und Gemüse offen auf dem Markt kaufen statt hübsch abgepackt auf Kartonschale und in Plastikfolie.

Ganz Konsequente schaffen es, den Abfall auf fast Null zu reduzieren, so wie Bea Johnson (www.zerowastehome.com). Für mich ist sie eine Heldin. Ich selber würde es nicht schaffen und erwarte es auch nicht von anderen.  Aber weshalb nicht ein paar Ideen von Bea Johnson ausprobieren? Damit hätten wir im Kampf gegen die Abfallberge schon viel gewonnen. Denn in einem muss ich Bojan Stula Recht geben: die wirkliche Verschwendung von Ressourcen findet nicht erst dann statt, wenn Plastik, Karton und Glas zu Abfall werden, sondern bereits bei deren Verarbeitung zu Verpackungsmaterial, also lange vor unserem Konsum.

Sabine Asprion, Laufen

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