Projektleitung durchgefallen

Gastkommentar in der bz vom 9. Oktober 2017

Die Sanierung des Schänzlitunnels – offiziell: «A2 Erhaltungsprojekt Schänzli» – ist in aller Munde und zehrt an den Nerven. Die Automobilisten und –mobilistinnen sorgen sich um die Staus. Die Personen, die mit der S-Bahn oder dem Velo pendeln, treffen auf überfüllte Züge und miserable Veloumwege. Das Bundesamt für Strassen ASTRA und der Kanton Baselland bieten nur Alibi-Lösungen.

Der Schänzlitunnel wird bis Ende 2021 saniert. Während der Bauzeit ist das Nadelöhr meistens nur einspurig befahrbar. Heute verkehren an einem Werktag fast 70’000 Autos durch den Tunnel. Während der kommenden drei- bis vierjährigen Kernbauphase muss mit regelmässigen Verkehrszusammenbrüchen gerechnet werden. Doch schon heute ertrinken Muttenz und das Birstal im Verkehr, weil die Autos die verstopfte Autobahn meiden und die Kantons- und Quartierstrassen überrollen.

An Geld fehlt’s nicht
Der Bund gibt 20–30 Millionen Franken für Umleitungsmassnahmen aus, die bis jetzt wenig bis gar nicht überzeugen: Die Park+Rail-Anlagen in Zwingen und Aesch erhielten einige wenige zusätzliche Parkplätze und haben die Preise gesenkt. Für Auto-Pendlerinnen und -Pendler stehen 150 E-Bikes zu vergünstigten Konditionen bereit. Das ist – freundlich ausgedrückt – ein schlechter Witz. Im Landrat wurde verlangt, dass der Kanton die S3 zwischen Basel und Aesch werktags auf einen Viertelstundentakt verdichtet. Das hätte einen Umsteigeeffekt bewirkt und die Leute vom Auto auf den Zug gebracht. Die Voraussetzung dafür ist ein Wendegleis in Aesch. Die rechte Autolobby versenkte aber einen entsprechenden Vorstoss im Landrat. Dabei hätte der Bund lediglich ein provisorisches Wendegleis finanzieren und die Zugkompositionen zur Verfügung stellen müssen. Das definitive Wendegleis wird sowieso mit dem nächsten Ausbauschritt des Bundes realisiert.

Unbrauchbare Veloumleitung
Den Vogel abgeschossen haben Mitte August nun die Wasserwerke Reinach. Während eines Jahres bauen sie auf der wichtigsten Veloroute entlang der Birs eine neue Transitleitung. Der Veloweg ist derweil gesperrt und die Velofahrenden werden auf einen gefährlichen Umweg verwiesen. Die Umleitung führt unter anderem entlang der Eisenbahnlinie und erwies sich bereits als untauglich. Der Weg ist zu eng. Velo- und Fussverkehr – ausgerechnet die platzsparendsten Mobilitätsformen – behindern sich gegenseitig.

Verschlafene Chance
Eine Absprache zwischen den Wasserwerken, Kanton und Bund hat scheinbar nicht stattgefunden. Oder hat der Kanton trotz E-Bike-Verleih schlichtweg nicht an die Velofahrenden gedacht? Weder der Kanton noch der Bund kümmern sich um Massnahmen, die während der Bauzeit einen Umsteigeeffekt ermöglichen, der im besten Fall auch nachträglich anhalten könnte. Weshalb sonst erhöhen sie die ÖV-Kapazitäten nicht? Weshalb sonst sorgt der Kanton nicht für optimale und vor allem sichere Veloverbindungen? Der Kanton hätte – wohlgemerkt mit Bundesgeldern – die Chance gehabt, Infrastrukturprojekte zu finanzieren, welche die Strasse erheblich entlasten. Diese Chance hat er kläglich verschlafen. Die Automobilisten, welche im Stau stehen, die Pendlerinnen in den zu vollen Zügen und die Velofahrer auf gefährlichen Umleitungswegen werden es ihm danken. Die Projektleitung muss nun nachbessern. Fünf Jahre Bauzeit sind zu lange für Halbpatzigkeiten.

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